Nach der schönen Zeit im Baltikum und in den Masuren führte der Weg nun weiter zurück in Richtung Westen.
Da es in Polen nicht ganz so einfach ist, eine Prepaidkarte für Mobilfunk zu bekommen, versuchte ich mich nun rasch in deutsche Gefilde zu „retten“. Schließlich sollten noch ein paar Arbeitstage überbrückt werden und dazu ist nun mal ein funktionierendes Internet Voraussetzung. Allerdings hatte ich die schiere Größe unseres Nachbarlandes doch etwas unterschätzt. Von daher musste ich noch eine „Zwangspause“ in oder besser bei Warschau einlegen.
Warschau
Um in Ruhe arbeiten zu können und trotzdem in der Nähe der Hauptstadt zu sein, wurde mir der Campingplatz Swider in Otwock südöstlich von Warschau empfohlen.
Dieser kleine Park auf einem Privatgrundstück erschien mir wie ein verwunschener Garten. Die ehemalige Villa beherbergt die einfache, aber saubere und zweckmäßige Dusche und Toilette. Das Haus selbst scheint eher ein Lost-Place zu sein und verfällt leider vor sich hin.
Auch der anliegende Flusslauf, der durch ein Hintertürchen des Geländes erreichbar ist, verzauberte mich durch seine verwunschene Natur. Im Flüsschen selbst badeten Kinder im glasklaren Wasser oder unternahmen eine „Wasserwanderung“.
Diese angenehme Ruhe ließ den Stress durch die Arbeit relativ gut abperlen.
Wir waren so ziemlich die einzigen Gäste, da die Saison mit Ferienende abrupt endet und die typischen Urlauber ausbleiben.
Die sehr freundlichen Gastgeber sprachen bedauerlicherweise nur polnisch, aber mithilfe der modernen Technik waren die grundlegenden Unterhaltungen durchaus möglich. Auch der niedrige Preis (ca.15 Euro + 3,5 Euro Strom / Tag) hat zum insgesamt guten Eindruck beigetragen.
Warschau selbst stattete ich einen kurzen Besuch mit dem Moped ab. Da die Stadt im II. Weltkrieg massiv zerstört und anschließend (schnell) wieder aufgebaut wurde, hat sie den typischen Nachkriegscharme wie so viele andere in Mitleidenschaft gezogene Städte.
Dies ist ja leider im ganzen ehemaligen „Reichsgebiet“ keine Seltenheit.
Darum verblieb es bei mir nur bei einem Kurzbesuch des größten osteuropäischen Einkaufstempels „Arkadia„.
Dieses ist aber allerdings auch nur eine Kopie der Kopie der Kopie aller Einkaufs-Malls. Nur eben in GROSS.
Aber, hast du eine gesehen, hast du alle gesehen.
Bemerkenswert dort ist allerdings das Entre, welches ein Restaurant mit dem typisch polnischen Namen BIERHALLE aufwartet.
Wrocław / Breslau
Nach der für mich eher enttäuschenden Hauptstadt zog es mich eher in eine der Perlen Polens. Obwohl ich hier nur eine kurze Zeit verbrachte, habe ich großen Gefallen an dieser quirligen Stadt gefunden.
Na ja, die Ankunft war doch mit einem etwas überraschenden Weckruf durch gefühlte tausend junge Fußballspieler „ungewöhnlich“.
Am Abend parkte ich auf dem Campingplatz am Stadion und die Welt war noch prima in Ordnung 🤗
Bis der Morgen nahte und die Spiele eröffnet wurden. Na ja
Ich hatte direkt am Zaun zur (sehr) großen Trainingsanlage genächtigt und bekam das am Samstagmorgen überraschend (sehr) nahegebracht 😉
In Breslau nutzte ich die tolle Straßenbahnverbindung vom Stadion ins ca. 20 Minuten entfernte Zentrum.
Der Erwerb einer Mitfahrerlaubnis ist ziemlich ungewöhnlich (zumindest für einen technikungewohnten Deutschen). Man kauft nirgends ein Ticket, sondern hält lediglich eine Kredit- oder EC-Karte an einen Automaten in der Tram und das war es schon. Bei Kontrolle wird dann diese Karte vorgezeigt und der Kontrolleur kann im Buchungssystem die Buchung checken. Nix Papier oder App oder gar Bargeld! So einfach kann es sein 🤗
Als Haltestelle wurde mir die alte Markthalle empfohlen und ich kann diesen Tipp sehr gern weitergeben.
In der sehenswerten Altstadt von Breslau wimmelt das Leben und im Frühherbst sind die unzähligen Kneipen rund um das alte Rathaus auch straßenmäßig gut belebt. Die Leute genießen dort sichtbar das Leben und die schönen Herbsttage.
Breslau ist für mich auf der „Wiederkommen-Bucket-List“ definitiv gespeichert und bestimmt einen längeren Aufenthalt wert.
Nach Deutschland
Den letzten Abend in polnischen Gefilden verbrachten wir an einem kleinen See in Zgorzelec (dem polnischen Teil von Görlitz).
Außer Ruhe und Internet gibt auf diesem abgelegenen Parkplatz allerdings nichts.
Das war uns aber gerade recht, um nach der Fahrerei etwas ausspannen zu können.
Am nächsten Tag erfüllte ich dann noch meinen „Familienauftrag“ und besorgte für die restlichen Złoty diverse Tabakwaren vom „Polenmarkt“ und Kartoffeln vom Bauern.
Nun noch preiswert volltanken und schon ging es rein nach Deutschland.
Berzdorfer See (bei Görlitz)
In der Nähe von Görlitz findet sich am Berzdorfer See mit dem Piraten-Camp ein relativ neuer und sehr schöner Platz.
Dort wurden wir natürlich gleich mit korrektem Deutsch empfangen:
Wie hatte ich das in den letzten Wochen vermisst 🫤
Dieser Campingplatz ist bestens gepflegt und toll angelegt und bietet für 23 Euro einen tollen Service.
Rund um den See kann man Fahrradfahren, einen Klettergarten besuchen oder einen riesigen Schaufelradbagger bestaunen.
Das einzige negative (in der ganzen Gegend) ist das fehlende Mobilfunknetz. Da merken wir sofort, in welchem Entwicklungsland wir gelandet sind. (Jaja – ich arbeite ja fleißig dran, dieses mit meinem Arbeitgeber zu verbessern 😉)
Auf dem Weg zum Campingplatz kommt man unweigerlich an einem riesigen, stählernen Ungetüm aus vergangenen Zeiten vorbei. Der Bagger 1452 wird von einem ehrenamtlichen Team vor dem Verfall bewahrt. Auch wenn die Tore verschlossen sind, lohnt ein Anruf bei einer dort vermerkten Telefonnummer. Bestimmt kommt kurz darauf ein wissender und sehr freundlicher Mensch und man kann das riesige, eiserne Ungetüm (natürlich mit Helm!) erklimmen. Neben dem Monsterbagger selbst sind auch noch viele andere Maschinen aus dem Braunkohletagebau zu bestaunen. Eine kleine Spende an den Verein freut dann auch den Torwächter 😉
Dresden
Eigentlich wollte ich mir gern die berühmte Altstadt von Görlitz anschauen, aber irgendwie war ich mit Eindrucken mittlerweile „überfüllt“. Außerdem wartete in den nächsten Tagen noch ein unangenehmer Job auf mich, der dann doch noch Kraft benötigen würde.
Also nichts wie weiter in Richtung West und auf in die schöne Hauptstadt von Sachsen.
Hier war der Plan, auf dem günstigen Parkplatz vom Volksfestgelände zu übernachten. Hier kann man für wenige Euro, allerdings ohne jeglichen Service ganz in der Nähe der Altstadt stehen.
Allerdings kam mir doch die tolle Idee, mich beim ziemlich bekannten Wohnmobil-Händler- und Service Schaffner nach einigen Tipps zur Technik des Schätzchens zu erkundigen. (Wie kommen z.B. Kabel durch das Armaturenbrett?)
Allerdings war der Meister des Wissens zu sehr beschäftigt. Jedenfalls wollte er mir keine kostenlose Auskunft geben. Ich könne aber gern einen Werkstattauftrag auslösen und dann werde man sich zu gegebener Zeit sicher um mein Thema kümmern 😵💫
Dadurch war meine innere Stimmung entsprechend und beim Ausparken kam es zu einem Missgeschick und die Säule der Ampel sprang mir direkt beim Rückwärtsfahren ins Heck 🫤
Natürlich waren auch entsprechende Zuschauer vor Ort, die ihre besten Kommentare ablassen mussten 🥴
Während des Rangierens hatte es natürlich niemand nötig, mal Stopp zu rufen 🥴
Aus lauter Frust habe ich dann eben doch die Übernachtung auf dem Schaffner-Stellplatz gebucht und wenigstens in deren Geschäft ein wenig eingekauft.
Trotzdem ließ ich mir die Laune nicht verderben und freute mich auf die Dresdner Altstadt.
Also am nächsten Tag auf in die City und einige Zeit durch die Altstadt gebummelt.
Natürlich durfte dabei eine original Eierschecke nicht fehlen. Die Kalorien dieses Leckerchens verbrannte ich dann beim Aufstieg auf den Turm der Frauenkirche. Dessen Aufzug ist nämlich schon seit einigen Jahren außer Betrieb, sodass der Aussichtswillige wohl oder übel die über 200 Stufen selbst erklimmen darf 🫠. Die Aussicht über das Elbtal und die Stadt entschädigt allerdings für diese Mühen.
Dresden kommt nun auch auf die „Wiederkommen-Bucket-List“ und wird früher oder später einen etwas längeren Aufenthalt wert sein.
Finale
Dieser schöne Tag in Dresden beendete dann auch die Sommertour 2023. Von hier aus folgte noch ein kurzer Boxenstopp an der Messe Leipzig, um die Vorräte wieder auffüllen zu können.
Eine Woche in Neustadt um das Elternhaus weitestgehend leerzuräumen war dann das traurige Ende der Sommerreise 2023.
Nach 5.777 Kilometern und fast keinen Problemen (Danke nochmal an den freundlichen Meister von Schaffner und die Gaffer in Dresden 😣) kam ich wieder in Rodgau bei meiner geliebten Tochter und meinen tollen Freunden an.